Ein Wochenende lang Musik, Lesungen, Film und Theater. Die Roten Kulturtage vom 6. und 7.August im Zürcher Volkshaus bieten professionellen und unprofessionellen Künstler*innen einen Raum, das zu zeigen, worauf sie Lust haben.
Doch warum die Rote Kulturtage? Die Schweiz kannte Ende 1930 eine blühende Gewerkschaftskultur. Es gab Chöre, Musikclubs und mehrere Arbeiter*innentheater, in denen Arbeiter*innen und professionelle Künstler*innen für Arbeiter*innen spielten. Sie orientierten sich an verschiedenen formalen Strömungen – am epischen Theater von Brecht, am experimentellen, maschinisierten Theater der sowjetischen Konstruktivist*innen, am Agit-Prop Theater und am traditionellen Volkstheater und Cabaret. Heutzutage besteht die Gewerkschaftsbewegung weiterhin, aber die kulturelle Arbeit wurde mehrheitlich aufgegeben. Viele Orte, die ursprünglich der Arbeiter*innenbewegung gehörten, sind verschwunden, kommerzialisiert worden oder können es sich nicht mehr leisten, preiswert zu sein. Das Ziel der Roten Kulturtage ist, genau diese Entwicklung wieder umzukehren: Raum zurückzuerobern für Arbeiter*in-nenkultur und linke Kunst und gleichzeitig eine heutige Antwort auf linke Kulturfragen zu finden. Im Gedanken an die Geschichte der linken Kunst und Gewerkschaftskultur möchten die Roten Kulturtage die Frage der Kultur wieder mit sozialen Kämpfen verknüpfen.
Zum Programm der Roten Kulturtage gehört auch die Theateraufführung «Fiume – ein historisches Stück». 1920 besetzt der Dichter Gabriele D’Annunzio mit einem Haufen Deserteure eine Stadt für Italien, die der italienische Staat nicht will. Und zwischen der Stimme des Dichters, den knallenden Stiefeln auf dem Asphalt, dem Rauschen der Maschinen in den Fabriken vor der Küste zieht sich in einem rasenden Fest alles zusammen. Alles rattert durch die Strassen von Fiume als geschichtliches Zwischenspiel: Was passiert, wenn alles herunterbricht, wenn die Katastrophe schon passiert ist und die Widersprüche einen Punkt erreicht haben, an dem es kein Zurück mehr gibt? Was, wenn die liberale Ideologie einen unlösbaren Anschlagpunkt erreicht hat, der Moment für die Revolution schon vorbei und begleitet von Orgien und Schreien nach Leben und Liebe schon die nächste Katastrophe im schwarzen Hemd herbeimarschiert?
Rote Kulturtage, 6. und 7.August, Volkshaus Zürich
Quelle und weitere Infos:
www.rote-kulturtage.ch