Aus dem vorwärts vom 20. November 2021

«Die Diskussionen im Saal ‹Kremlin›, in dem der Kongress tagte, fanden in einer konstruktiven Atmosphäre statt. Dies in Anwesenheit einer grossen Anzahl junger Delegierter, deren Begeisterung und Tatendrang spürbar war», hält die Partei der Arbeit der Schweiz (PdAS) in ihrer Medienmitteilung fest. Die Präsenz zahlreicher junger Genoss*innen sowohl bei den rund 50 Delegierten sowie bei den rund 50 weiteren Parteigenoss*innen, die dem Kongress beiwohnten, ist ein wichtiger und positiver Aspekt. Die jungen Genoss*innen spielten am Parteitag eine wichtige Rolle – und sie werden dies auch in Zukunft tun. Doch der Reihe nach.

Danke Gavriel!
«Ich bin stolz und es war eine Ehre für mich, Präsident dieser Partei gewesen zu sein. Es ist schön zu sehen, dass eine neue Generation die Verantwortung übernimmt. Ich danke allen Genossinnen und Genossen, mit denen ich die Freude hatte, zusammenarbeiten zu können. Und euch allen, für das Engagement für unsere Sache. Hasta la victoria siempre!» Mit diesen Worten schloss der scheidende Präsident Gavriel Pinson seine Abschiedsrede ab. Es war eine «sehr persönliche Rede», wie er selbst betonte, in der er auch über seinen bald 50-jährigen politischen Werdegang erzählte, wie immer garniert mit einer Portion Humor. Pinson wurde von den rund 100 Anwesenden im Saal mit einer langen, stehenden Ovation verabschiedet. Und auch an dieser Stelle: Danke Gavriel!

Das neue Co-Präsidium
Die Abschiedsrede des scheidenden Präsidenten läutete den Beginn einer neuen Ära in der Partei ein. Mit Amanda Ioset und Alexander Eniline wurden eine junge Genossin und ein junger Genosse als Co-Präsidium an die Spitze der Partei gewählt. Beide sind 31 Jahre alt und beide sind – was bemerkenswert ist – seit 15 Jahren aktiv in der Partei. Das neue Co-Präsidium steht für eine junge Generation von Genoss*innen, die mit acht der zwölf Mitglieder in der Parteileitung für die erfreuliche Stärkung der PdAS sorgt. Die jungen Genoss*innen zeigen sich somit bereit, Verantwortung zu übernehmen. Keine Selbstverständlichkeit.
Ganz zufällig wurde das Datum für den Parteitag nicht gewählt. So wurden die Parteiinstanzen am 104.Jahrestag der von Lenin angeführten sozialistischen Revolution in Russland gewählt. Auch Genosse Eniline nahm in seiner Rede als frisch gewählter Co-Präsident Bezug auf den historischen Tag. Und mit Blick auf das Heute und in die Zukunft sagte er: «Zunächst müssen wir eine Analyse der wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und demokratischen Krise erstellen, in die der Weltkapitalismus durch die Covid-Pandemie gestürzt wurde. Die schädlichen Folgen für die arbeitenden Männer und Frauen, für die arbeitenden Klassen, sind zu bekämpfen». Eniline brachte in diesem Zusammenhang ein wichtiges Ziel der Partei bestens auf den Punkt: «Die Ursache der Krise ist der Kapitalismus selbst. Der einzige Weg aus der Krise ist die Bekämpfung der Ursache und dies bedeutet die Überwindung des Kapitalismus hin zum Sozialismus.»

Vertiefte politische Diskussionen sind notwendig
Inhaltlich stand der 24.ordentliche Parteitag im Zeichen von drei internen Dokumenten. Sie befassten sich mit der Rolle der Partei in der aktuellen Krise des Kapitalismus, der Organisation und der Kommunikation der Partei. Sie wurden in den Monaten vor dem Parteitag in den verschiedenen Sektionen diskutiert. Die dann eingereichten Änderungsvorschläge wurden weitgehend in die Schlussdokumente eingebaut, die schliesslich am Kongress zur Diskussion standen. So gab es am Kongress selbst eine überschaubare Anzahl von Änderungsanträgen, über die abgestimmt werden musste. Zu interessanten, teilweise kontroversen Diskussionen kam es aber trotzdem – so wie es an einem Kongress sein muss. «Für mich zeigt diese Debatte rund um die internen Dokumente, dass der Wunsch nach einem vertieften politischen Meinungsaustausch innerhalb der Partei besteht», sagte treffend der Tessiner Genosse Leonardo Schmid (36) in seiner Intervention. In der Tat war es schade, dass für eine Vertiefung der verschiedenen politischen Themen die Zeit schlicht fehlte.
Alle drei Dokumente wurden von den Delegierten mit einer grossen Mehrheit angenommen und bilden so eine wichtige Grundlage für die künftige Arbeit der Parteileitung. Zusammenfassend schreibt die PdAS in ihrer Medienmitteilung: «Als Ziel hat der Kongress die Ausarbeitung eines neuen politischen Programms definiert.» Und: «Der Kongress bekundete den starken Wunsch, die Verbindungen zur Schweizer Arbeiter*innenklasse zu stärken und die Kräfte der Partei vermehrt auf die Organisation von Arbeitskämpfen zu konzentrieren.»

Erfolgreicher erster Schritt
Ein sehr wichtiger Teil des Kongresses war, dass sich Genoss*innen aus der ganzen Schweiz nach langer Zeit wegen der Pandemie wieder treffen, sich austauschen und auch neue Freundschaften schliessen konnten. Dazu stark beigetragen hat das gemeinsame Raclette-Essen am Samstagabend. Abgerundet wurde der gelungene Abend der mit einem Konzert. «Dass wir zwei Tage gemeinsam verbringen konnten, und wieder gesehen haben, war genauso wichtig wie das Verabschieden der Dokumente», meinte die langjährige Genossin Rita Maiorano aus Zürich. Ihr kann kaum widersprochen werden.
Unter dem Strich kann eine positive Bilanz des Kongresses gezogen werden. Die Ziele, sprich die Stärkung und die Verjüngung der Parteiinstanzen wurden erreicht. Ein erster, wichtiger Schritt wurde gemacht auf dem anspruchsvollen Weg, der sich die Partei gegeben hat. Nun gilt es, mit Mut und Beharrlichkeit diesen Weg weiterzugehen. Die Herausforderungen sind gross, aber auch der Wille, diese zu meistern.