Damit Bildung nicht zur Ware verkommt

Die Chance auf einen höheren Bildungsabschluss ist bei gleicher Leistung für Jugendliche aus sogenannten bildungsfernen Haushalten wesentlich schlechter als für Kinder aus einem AkademikerInnenhaushalt. Kinder mit Migrationshintergrund werden im Bildungssystem benachteiligt. Die frühe Trennung in verschiedene Schulformen zementiert nachweislich soziale Unterschiede. Für die PdA ist Bildungspolitik eine zentrale politische Frage für eine soziale, gerechte und demokratische Gesellschaft. Dazu brauchen wir zusätzliche und gut ausgebildete Lehrkräfte, SchulsozialarbeiterInnen und weiteres pädagogisches Personal. Die Rahmenbedingungen für die SchülerInnen und das Personal müssen dringend verbessert werden.

Auch im Kanton Zürich wurden in den letzten Jahren verstärkt Budgetkürzungen im Bildungsbereich vorgenommen. Im grösseren Rahmen geschah dies zuletzt im Jahr 2016 mit der sogenannten «Leistungsüberprüfung 16». Insgesamt sollten mit diesem Programm zwischen 2017 und 2019 rund 100 Millionen Franken im Bildungssektor eingespart werden. Unter anderem wurden Beiträge für Mediotheken gekürzt, Schulklassen vergrössert, der Zugang zu Kantonsschulen erschwert, Arbeitszeiten der Lehrpersonen wurden erhöht und zeitgleich deren Löhne gesenkt. Die Kantonsschulen waren im Rahmen dieses Abbaus klar am stärksten betroffen.

Wir sagen: Sparen bei der Bildung ist der Weg zur Dummheit! Wir fordern daher nicht nur den sofortigen Stopp von sämtlichen Sparmassnahmen im Bildungsbereich, sondern eine sofortige Aufstockung der öffentlichen Ausgaben für Bildung.

Gegen die Privatisierung des Bildungswesens

Immer mehr private AnbieterInnen drängen in unser Bildungssystem ein. Sie geben vor, mit ihrem individualistischen Lehr- und Erziehungsstil die Bildungsziele besser zu erreichen, vor allem die einzelnen SchülerInnen gezielter zu fördern als die öffentliche Schule. Doch diese privaten AnbieterInnen sind Unternehmen und wie bei jedem Unternehmen im Kapitalismus steht der Profit an oberster Stelle und somit nicht die Ausbildung der SchülerInnen. Bildung wird so zunehmend zu einer Ware gemacht, die sich auf dem lukrativen privaten Markt mit viel Gewinn verkaufen lässt. Kaufen können sich diese Ware jedoch diejenigen, die dafür auch bezahlen können.

Das ist die sichtbare Seite der Privatisierung des Schulwesens. Es gibt aber auch eine zweite Form der Privatisierung, die weniger einsehbar und daher besonders heimtückisch ist. Sie tarnt sich als Reform, sodass Eltern und selbst Lehrkräfte sich im Glauben wiegen, es handle sich um notwendige Erneuerungen, um einen pädagogischen Fortschritt im Dienst einer verbesserten Schulbildung der Kinder und Jugendlichen. Doch im Grunde geht es um völlig was anderes: Die Schulen sollen so umgebaut werden, dass sie wie Unternehmen geführt werden. Das erklärt unter anderem, warum heute der Staat Riesensummen in die Digitalisierung der Schulen investiert, den Internetkonzernen Geld vor die Füsse wirft, sodass die Computer zunehmend die Rolle der LehrerInnen übernehmen und die Unterrichtszimmer zu Grossraumbüros verkommen.

Das kritische Denken fördern

Das Ziel der Privatisierung und der Kommerzialisierung der Bildung besteht nicht darin, Kinder und Jugendlichen zu ganzheitlichen Persönlichkeiten, zu mündigen BürgerInnen in einer demokratischen Gesellschaft zu erziehen, sondern sie vielmehr zu KonsumentInnen und KonkurrentInnen zu formen. Dazu dient auch die Einführung von Marktmechanismen wie «Testing» und «Ranking», das heisst die Veröffentlichung von Testergebnissen, um Schulen anhand von Ranglisten miteinander zu vergleichen. Der Druck der Konkurrenz führt dabei zu einem veränderten Lehren und Lernen, zu einem «Teaching to the test», einem Unterrichten auf den Test hin. Bildung reduziert sich so auf testbares Wissen, auf ein paar Kernkompetenzen. Lehrpläne richten sich immer stärker nach den Bedürfnissen der Wirtschaft, somit nach ökonomischen Interessen statt nach den Bedürfnissen der Lehrpersonen und der Lernenden. Auf den Punkt gebracht: Der Profit steht vor den Menschen – auch bei der Bildung – und dies ist ein Spiegelbild der kapitalistischen Gesellschaft.

Dem gegenüber steht eine emanzipatorische Bildung, die uns zur Überwindung von Ausbeutung und Klassenherrschaft befähigt. Für die PdA ist das Ziel der Bildung, dass das breite Wissen der Menschen unabhängig von ihrer Brieftasche gefördert und ihre Selbstentfaltung unterstützt wird. Dabei sollen soziale Fähigkeiten und das kritische Denken gefördert werden, um eine aktive und verantwortliche Teilnahme an allen Lebensbereichen zu ermöglichen.

Bildung verkommt immer mehr zur Ware. Die Privatisierung der Bildung führt unter anderem dazu, dass die Lehrpläne sich immer stärker nach den Bedürfnissen, sprich nach den Profitinteressen der Wirtschaft richten. Dem gegenüber steht eine emanzipatorische Bildung, die den Menschen vor dem Profit stellt. Es ist Zeit für einen radikalen Wechsel.

Wir fordern:

  • Kostenlose Bildung auf allen Stufen, von der Krippe bis zum Hochschulabschluss
  • Mehr finanzielle Mittel für die öffentliche Bildung und Weiterbildung auf allen Stufen
  • Es muss verboten werden, dass private Unternehmen die Wissenschaft und Bildung für ihre wirtschaftlichen Interessen ausnutzen
  • Gezielte Förderung von Arbeiter- und Migrantenkindern statt sozialer Spaltung und Elitenförderung. Tagesschulen, die diese Förderung gewährleisten
  • Keine öffentlichen Gelder für Privatschulen
  • Verkleinerung der Schulklassen und mehr Lehrpersonal
  • Existenzsichernde Stipendien und einen einfachen Zugang zu Stipendien für alle Studierenden und Lehrlinge
  • Mehr Ausbildungsplätze, Förderung und Schutz für Lehrlinge
  • Eine aktive Aufklärung in Sachen Drogen und Konsumverhalten
  • Projektbezogene Arbeiten in der Bildung, um die Theorie mit der Praxis zu verbinden